Zwei Oscars für Oklahoma!
Die Leinwandadaption von Oklahoma! war 1955 der erste Film, der
in Todd-AO gedreht wurde. Als Breitwanddarbietung im Stereo-Sound brachte das
Format dem Kinobesuch eine neue Qualität. Am Anfang des Trailers zur
Kinoversion des Musicals Oklahoma! reitet
ein Cowboy auf einem Pferd vor einem stahlblauen Himmel durch ein Maisfeld und
singt „There’s a bright golden haze on the meadow”. Der Filmausschnitt wird mit einem Werbetext
überlegt: „The motion picture straight from the heart of the people…OKLAHOMA !” Der dreiminütige Trailer,
mit dem die Produzenten die Zuschauer zu einem Besuch der Verfilmung animieren
wollten, zeigt weitere Sequenzen aus Oklahoma!,
mit denen ein „atemberaubendes
Kinoerlebnis“ in Aussicht gestellt wird. Atemberaubend
bezog sich weniger auf die bekannten Songs von Richard Rodgers, die seit der
Uraufführung der Bühnenversion in Amerika zu Evergreens geworden waren, als
vielmehr auf die technische Umsetzung. Oklahoma!
wurde in Todd-AO gedreht, ein neues Kinoformat, das der Filmproduzent Michael
Todd zusammen mit der American Optical Company entwickelt hatte. Das
Todd-AO-Verfahren nutzte eine Leinwand mit Abmessungen von 17 m × 7 m. Verwendet
wurde ein 70-mm-Film, dessen Projektion auf eine leicht gewölbte Großbildleinwand
mehr als dreimal so viel Fläche im Gegensatz zum Normalbild und somit mehr
Detailreichtum bot. Die Landschaft und die in ihr agierenden Schauspieler wirkten
plastischer als in einer Projektion auf eine flache und kleinere Leinwand; aus Lautsprechern,
die im Kinosaal verteilt waren, erklang die Musik zu Oklahoma! in Stereo, was den Kinobesuch zusätzlich aufwertete.
Das Pantoffelkino als Rivale
Die Entwicklung des neuen Formats
war die Antwort der amerikanischen Filmindustrie auf die Konkurrenz durch das
Fernsehen. Bereits 1951 gab es in den USA zehn Millionen Fernsehzuschauer, 1955
stand in jedem zweiten US-Haushalt ein Fernsehapparat. Das bewirkte, dass die Besucherzahlen
in den Kinos drastisch zurückgingen. Um wieder mehr Publikum in die Filmtheater
zu locken, mussten die Lichtspielhäuser mit einer attraktiven Bild- und
Tonqualität punkten. Die in leuchtenden Farben gedrehte Verfilmung von Oklahoma! sollte nicht nur dem Todd-AO-Verfahren
zum Durchbruch verhelfen, auch der Eintrittskartenverkauf sollte dadurch
angekurbelt werden. Die Rechnung ging auf! Das auf einer groß dimensionierten
Leinwand gezeigte Wild-West-Musical galt gemessen an den Zuschauerzahlen als
die bislang erfolgreichste Kinoadaption einer Broadwayshow in den Vereinigten
Staaten, das neue Kinoformat Todd-AO im Verbund mit einem Mehrkanal-Stereoton begann
seinen Siegeszug durch die Lichtspielhäuser.
James Dean oder Paul Newman?
Die Filmrechte vergaben Richard
Rodgers und Oscar Hammerstein an die Firma „Magna Theatre Corporation“ mit der
Vertragsklausel, dass nur Songs aus der originalen Bühnenversion in der
Verfilmung verwendet werden durften; Musik anderer Komponisten hinzuzufügen, ein
in Hollywood bei Musicalverfilmungen übliche Vorgehensweise, war nicht erlaubt.
Wie bei der Uraufführung der Bühnenfassung studierte Agnes de Mille die Tänze
ein, auch die Originalinstrumentierung von Robert Russel Bennett wurde für den
Soundtrack übernommen. Regie führte Fred Zinnemann, dessen Filme Zwölf Uhr mittags und Verdammt in alle Ewigkeit mehrere Oscars
erhalten hatten. Um die Hauptrolle des Cowboys Curly bewarben sich die
Schauspieler James Dean und Paul Newman. Den Vertrag bekam Gordon MacRae, da er
Erfahrung als Musicaldarsteller am Broadway hatte und singen konnte. Die Rolle
der Laurey übernahm Shirley Jones, die in den Uraufführungen der Rodgers & Hammerstein-Musicals
South Pacific und Me and Juliet mitgewirkt hatte, und in Oklahoma! ihr Leinwanddebüt gab. Rod
Steiger als Jud und Charlotte Greenwood als Aunt Eller komplettierten die
Besetzung.
Oklahoma liegt in Arizona
Die Außenaufnahmen fanden nicht
auf dem Territorium von Oklahoma statt, weil dort inzwischen zu viele Ölfördertürme
die Landschaft des Bundesstaats verschandelten, die es zur Zeit der Handlung
kurz nach der Jahrhundertwende noch nicht gegeben hatte. Stattdessen wurde im
Bundesland Arizona gedreht; die Innenaufnahmen entstanden in den MGM-Studios in
Los Angeles. Oklahoma ! gewann 1956
zwei Academy Awards in den Kategorien „Sound
Recording“ und „Scoring of a Musical Picture”. Im Jahr 2007 wurde die
Musicalverfilmung vom Filminstitut
der Library of Congress in den Katalog der wichtigsten amerikanischen Filme
aufgenommen und mit dem Vermerk versehen: „Kulturell, historisch und ästhetisch
bedeutsam“.