Die Sängerin und Schauspielerin
Lizzi Waldmüller erlebte zwei Karrieren. 1932 gehörte sie zum Ensemble der
Uraufführung von Eduard Künnekes Operette Glückliche
Reise, wenige Jahre später stieg sie in die erste Garde der Filmschauspielerinnen
auf.
Aus der Provinz nach Wien
Geboren wurde sie 1904 in
Knittelfeld in der Steiermark als Felicitas Caroline Waldmüller in eine
Künstlerfamilie. Ihr Vater war Direktor eines Wandertheaters, die Mutter
Schauspielerin. Die kleine Lizzi, wie ihre Eltern sie riefen, übernahm
Kinderrollen. Ihre Gesangs- und Schauspielausbildung erhielt sie in Innsbruck, 1926
debütierte sie am dortigen Stadttheater. Es folgten Engagements in Graz und am
Theater an der Wien, doch ihre Karriere kam erst in Schwung, als sie 1930 mit
26 Jahren am Berliner Metropol-Theater in der Premiere von Paul Abrahams
Operette Viktoria und ihr Husar auftrat.
Ein Kritiker verglich ihre kapriziöse Gesangsstimme mit der damaligen
Operetten-Primadonna Fritzi Massary, er meinte, dass Lizzi Waldmüller dieser
sängerisch sogar schon überlegen sei. Rollenangebote gab es reichlich: Als
rassige Tänzerin Mercedes stand sie in der Uraufführung von Franz Lehárs Operette
Schön ist die Welt mit Richard Tauber
auf der Bühne, Ralph Benatzky engagierte sie für die Weltpremiere seiner
Operette Zur Gold’nen Liebe. 1931 gab
sie ihr Leinwanddebüt in der Komödie Die
spanische Fliege.
Lizzi geht zum Tanztee
In der Berliner Uraufführung von Eduard
Künnekes Operette Glückliche Reise war
Lizzi Waldmüller als Monika Brink besetzt. Sie kreierte das Lied „Nacht muss es
sein, wenn man sein Herz verschenkt“; gemeinsam mit ihrem Bühnenpartner Ernst
Verebes sang sie erstmals das Duett „Jede Frau geht so gerne mal zum Tanztee“. Während
der Proben zur Uraufführung von Ralph Benatzkys Operette Bezauberndes Fräulein lernte sie 1933 in Wien den Schauspieler Max
Hansen kennen, ein gebürtiger Däne mit jüdischen Vorfahren. Es entwickelte sich
eine leidenschaftliche Beziehung, die weder von der Kirche noch vom Staat
legitimiert war. Sabine Maria Kauer wies 2009 in einem biografischen Aufsatz
über Max Hansen darauf hin, dass es kein offizielles Dokument und keinen
öffentlichen Bescheid zu ihrer Heirat gibt. In den Dreißigerjahren wäre es aber
zum Skandal gekommen, hätte die Öffentlichkeit von einer solchen wilden Ehe
erfahren. Vermutlich verbreiteten deshalb Lizzi Waldmüller und Max Hansen das Gerücht
einer Eheschließung, das sich bis heute hält. 1938 folgte die Trennung. Max
Hansen emigrierte nach Schweden, Lizzi Waldmüller blieb in Wien.
Walzer mit Johannes Heesters
Im Gegensatz zu ihrer
Bühnenkarriere entwickelte sich ihre Filmlaufbahn nur langsam und zunächst ohne
nennenswerte Erfolge. Den Durchbruch zum Leinwandstar verdankte sie Willi Forst.
Er gab ihr 1939 in Bel Ami die Rolle
der Pariser Tänzerin Rachel. In einer Revueszene sang Lizzi Waldmüller einen
Schlager von Theo Mackeben, der zum Evergreen wurde: „Du hast Glück bei den
Frau’n, Bel Ami“. Die UFA legte sie auf den Rollentypus der mondänen Dame mit
einem Hauch von Koketterie fest. 1941 drehte sie gemeinsam mit Theo Lingen den
Operettenfilm Frau Luna, 1943 war Johannes
Heesters ihr Partner in Es lebe die Liebe.
Ein viel zu früher Tod
Ihr Leben endete im Alter von nur
41 Jahren tragisch. Ihre Kollegin, die Operettensängerin Gretl Schörg, war am 8. April 19 45, nur einen
Monat vor Kriegsende, zum Kaffee eingeladen. In ihren Memoiren schrieb sie über
die letzten Stunden der Schauspielerin: „Sie wohnte in Wien im ersten Bezirk in
einem Haus am Stephansplatz. Eines Tages tobte wieder ein Angriff und Lizzi
Waldmüller ging mit ihren Besuchern in den Luftschutzkeller. Nach einiger Zeit
sagte sie während einer Ruhepause zu ihren Gästen: ‚Ach, Kinder, es scheint
jetzt erst einmal wieder ruhig zu sein. Wisst Ihr was? Ich gehe jetzt nach oben
und mache uns einen guten Kaffee.’ Als sie auf dem Rückweg in den Bunker mit
der Kaffeekanne in der Hand über den Hof ging, traf sie ein Geschoss.“
Ihr Grab befindet sich auf dem
Friedhof in Hadersdorf. Zum Gedenken an eine große Künstlerin nahm die Stadt
Wien in den Fünfzigerjahren die Ruhestätte von Lizzi Waldmüller in die Liste der
ehrenhalb gewidmeten Gräber auf.